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Wirbellose Tiere

Nur ein sehr geringer Anteil aller Tiere sind Wirbeltiere. Diese Tiere, wie z.B. Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische, besitzen alle eine Wirbelsäule. Über 90% unserer Tierwelt gehören zu den wirbellosen Tieren. Als Würmer bezeichnet man eine ganze Reihe, zum Teil nur sehr entfernt verwandter wirbelloser Tiere. Mit seiner strengen Gliederung (Segmentierung) ist der Regenwurm ein charakteristischer Vertreter des Stammes der Ringelwürmer Zur Klasse der Gürtelwürmer gehört er durch die Ausbildung einer dickeren Drüsenregion bei Beginn der Geschlechtsreife, die wie ein Gürtel aussieht. Die Zugehörigkeit zur umfangreichen Ordnung der Wenigborster leitet sich von seinen kurzen Borsten ab. Schließlich gehören unsere heimischen Regenwürmer alle zur Familie der „Eigentlichen Regenwürmer“ mit der wissenschaftlichen Bezeichnung Lumbricidae Es gibt weltweit ca. 3.000 Arten, davon 39 einheimische, die sechs Gattungen zugeordnet werden.

1 Tauwurm oder "Gemeiner Regenwurm"

2 Regenwürmer bei der Paarung

Gemeiner Regenwurm und andere Arten

Die bei uns bekannteste und am weitesten verbreitete Regenwurmart ist der Tauwurm. Er kommt fast überall auf der Welt in humusreichen Böden vor und spielt eine wichtige Rolle zur Belüftung, Durchmischung und Düngung des Bodens. Der Tauwurm lebt hauptsächlich in Wiesen und bevorzugt Lehmböden. Der nachtaktive Tauwurm, der 9 bis 30 cm groß werden kann, ernährt sich vorwiegend von verrotteten Pflanzenteilen und humusreicher Erde. Sein Körper ist vorn rot und hinten blass. Auch der Kompostwurm ist eine weit verbreitete Art. Er ist klein und ein Leichtgewicht unter den Regenwürmern. Sein Körper ist meist deutlich rot gefärbt. In bedrohlichen Situationen sondert der Kompostwurm übelriechenden Schleim ab, deshalb wird er auch als Stinkwurm bezeichnet. Er kommt hauptsächlich in Kompost- und Misthaufen vor und liebt das feucht warme Medium mit frischem organischem Material. Den Roten Waldregenwurm findet man häufig unter Falllaub, in alten Baumstümpfen und in humusreichen Böden. Der rotbraun gefärbte Wurm wird ca. 5 bis 15 cm lang. Im Gegensatz zum Kompostwurm kann er Gänge im Erdboden bauen und auch in tiefere Schichten vordringen.

3 Gemeiner Regenwurm

4 Kompostregenwurm

Muskelkontraktion zur Fortbewegung

Die Ring- und Längsmuskeln, befinden sich unter der Haut und bilden zusammen mit der Haut den Hautmuskelschlauch. Die Muskeln dienen der Fortbewegung. Ziehen sich die Ringmuskeln zusammen, so wird er dünn und lang. Ziehen sich die Längsmuskeln zusammen, wird er dick und kurz. Durch das abwechselnde Strecken und Zusammenziehen einzelner Körperabschnitte (Kontraktionswellen genannt) kommt es zur typisch kriechenden Fortbewegung. Das Zurückrutschen des Wurmkörpers verhindern vier kurze Borstenpaare an jedem Segment (außer dem Kopf), die wie Spikes in den Boden gestemmt werden.

5 Fortbewegung

Deshalb kommt er auf glatter Oberfläche auch schwerer vorwärts. Die Borsten kann man mit bloßem Auge nicht erkennen, man kann sie aber spüren, wenn man den Regenwurm über die Handinnenfläche kriechen lässt. Beim Eindringen in den Boden benutzt der Regenwurm das zugespitzte und besonders muskulöse Vorderende als Keil und schiebt es zwischen die Erdteilchen. Nach dem Eindringen in die feine Spalte werden die Segmente zusammengezogen und verdickt, wodurch die Bodenspalte ausgeweitet wird. Dann wird der restliche Wurmkörper durch den erweiterten Gang nachgezogen. Der Regenwurm ist im Verhältnis zu seiner Größe eines der stärksten Tiere der Erde, denn er vermag das 50- bis 60-Fache seines eigenen Körpergewichts zu stemmen.

Ohne Gebiss und Kauapparat

Regenwürmer besitzen kein Gebiss und keinen Kauapparat, sondern nur eine Lippenfalte. Diese können sie wie eine Zunge ausstrecken, um Nahrung zu ergreifen und anzusaugen. Damit die zahnlosen Regenwürmer das organische Material überhaupt fressen können, muss es von Mikroorganismen, wie z. B. Pilzen und Bakterien, aufgeschlossen werden. Dafür ziehen die Regenwürmer die Blätter bei Nacht in ihre Wohnröhre, kleben ihre Nahrung an die Wand der Röhre, überschichten sie mit Kot und lassen nun die Mikroorganismen ihre Arbeit verrichten.

Ein Regenwurm kann in einer Nacht bis zu 20 Blätter in den Boden ziehen. Er frisst pro Tag ungefähr die Hälfte seines Eigengewichts. Mit den Pflanzen- oder auch Tierresten und Bakterien werden auch Bodenpartikel von den Regenwürmern aufgenommen. Die dunkle Erdfüllung des Darms schimmert oft durch die wenig pigmentierten Hautpartien. Im Enddarm werden die unverdaulichen Nahrungsreste mit Schleim umhüllt und durch peristaltische Muskelbewegungen des Darms durch den After ausgeschieden und als charakteristisch geformtes Kothäufchen abgesetzt. Diese Kothäufchen findet man am Mündungsende ihrer Gänge.

6 Anatomie des Regenwurms

7 Anatomie des Kopfteils

Regenwürmer regenerieren Körperteile

Der Lebensraum Boden bietet den Regenwürmern guten Schutz. Wird ein Wurm trotzdem von einem Vogel gepackt, der versucht, ihn am Schwanz aus seiner Wohnröhre zu ziehen, so kann er sich mithilfe seiner Borsten und der starken Muskelanspannung in der Röhre fest verankern. Im Notfall kann er sogar das festgehaltene hintere Ende abschnüren und flüchten. Regenwürmer verfügen über ein beachtliches Regenerationsvermögen. Es ist ihnen möglich, nach der Durchtrennung ihr Hinterteil fast vollständig wieder auszubilden.

Wichtig: Es stimmt nicht, dass beide Hälften eines Regenwurmes weiterleben, wenn man den Wurm in der Mitte zerteilt. Nur der vordere Teil kann eventuell überleben, doch meistens stirbt der Regenwurm an den Infektionen, die die Wunde hervorruft.

8 Regenwurm im Querschnitt

Regenwürmer sind Zwitter

Die Geschlechtsreife, die mit ein bis zwei Jahren eintritt, zeigt sich durch die Ausbildung des sogenannten Gürtels. Regenwürmer sind Zwitter. Sie besitzen gleichzeitig männliche und weibliche Fortpflanzungsorgane, also Hoden und Eierstöcke. Sie können sich jedoch in der Regel nicht selbst befruchten. Bei der Paarung funktionieren beide Partner als Männchen. Zur geschlechtlichen Fortpflanzung müssen sich zwei verschiedene Individuen begegnen. Sie müssen etwa gleich groß sein und von derselben Art. Sie bilden Schleim und kleben sich in entgegengesetzter Richtung im vorderen Bereich zusammen. Dabei tauschen sie den Samen aus, der dann in den Samentaschen vor dem Gürtel deponiert wird. Die befruchteten Eier werden in einem Kokon abgelegt. Im Laufe der Entwicklung werden die Kokons transparenter, so dass man die sich entwickeln¬den Tiere sehen kann. Unterschiedlich, je nach Art, schlüpfen die Jungtiere nach 16 bis 90 Tagen.

9 Fortpflanzung

10 Eier

Regenwürmer sind Destruenten

„Der Boden ist eines der kostbarsten Güter der Menschheit“, heißt es in der Bodencharta des Europarates. Ohne unsere Regenwürmer kein fruchtbarer Boden und ohne fruchtbare Böden ist das Leben auf der Erde undenkbar. Somit sind die Regenwürmer maßgeblich an der Sicherung unserer Ernährung beteiligt. Regenwürmer sind auch ein wichtiger Teil im Wald- und Grünland-Ökosystem und ein Garant für die Fruchtbarkeit der Böden.

Zusammen mit Pilzen, Bakterien und anderen bodenbewohnenden Tieren, sogenannten Destruenten, wie z.B. Asseln, trägt er dazu bei, dass fruchtbarer Boden gebildet wird, Nährstoffe freigesetzt werden und die Struktur des Bodens für den Bewuchs von Pflanzen geeignet ist. In einer Handvoll Erde sind über eine Milliarde Organismen vorhanden. Im Durchschnitt leben unter einem Hektar Land drei bis vier Tonnen Bodenorganismen, davon sind ca. zwei Tonnen nur Regenwürmer.

11 Erdhaufen vom Regenwurm

12 Lieblingsfutter der Amseln

Nahrungsketten

Die Arten eines Ökosystems stehen miteinander in einer Nahrungsbeziehung. Sie bilden Nahrungsketten und verflechten sich zu Nahrungsnetzen. Nahrungsketten stellen den Energie- und Stofffluss in Ökosystemen dar. Vereinfacht gesagt sind sie die Beziehungen von Lebewesen nach dem Prinzip „Fressen und Gefressen werden“. Der Regenwurm steht in der Nahrungspyramide weit unten und stellt einen bedeutenden Proteinlieferanten für andere Tiere dar.

Aufgabe 1: Beschreibe den Nutzen der Borsten beim Regenwurm.

Aufgabe 2: Erstelle eine Nahrungskette mit mindestens 4 Lebewesen, in denen der Regenwurm eingebunden ist.

Aufgabe 3: Regenwürmer sind Destruenten. Erkläre den begriff und nenne mindestens ein weiteres Beispiel für einen Destruenten.